Beim bereits 18. Integrationsforum in Geretsried stand das Thema im Vorfeld schnell fest: Kultursensibles Handeln in der sozialen Arbeit. Denn gerade in der täglichen Zusammenarbeit mit Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte entstehen oft Situationen, in denen auf den ersten Blick nicht klar ist, ob kulturelle Prägungen eine Rolle spielen und wie man auf vermeintliche kulturelle Unterschiede angemessen reagieren kann.
Nach zwei Jahren endlich wieder in Präsenz hießen Rudi Mühlhans (TVJA) und Bürgermeister Michael Müller die Gäste herzlich willkommen und strichen heraus, wie wichtig das Thema Integration und interkulturelle Verständigung in Geretsried sei - "von Anfang an in der Stadtgeschichte", und auch aktuell reichen die Auswirkungen des Krieges bis nach Geretsried hinein. „Wir müssen also stetig anerkennen, dass wir mittendrin sind auf dem Weg zu einer interkulturellen Gesellschaft“. Gerade deswegen sei das Integrationsforum als gut etablierte Struktur so wichtig für die Integrationsarbeit in der Stadt, so Michael Müller. Hannah Schreyer (IAG) stellte die aktuelle Arbeit der Koordinationsstelle Integration aktiv vor und leitete ins Thema ein.
Gemeinsam mit den Teilnehmenden stelle sich Dozentin Julia Cholewa (KU Eichstätt/refugio) die Frage, wie kann man kultursensibel handeln und gleichzeitig vermeiden kann, soziale Probleme zu kulturalisieren. Es wurde erörtert, wie man die interkulturelle Kommunikation zielgerichtet gestalten kann, wo uns kultursensibles Handeln weiterbringt, wo andere Faktoren eine Rolle spielen und wo man an Grenzen stößt. „Kultur ist ein ansozialisierter, unsichtbarer Taktgeber“ - Die Gemeinsamkeiten als Ausgangspunkt zu nehmen, anstatt sich auf die Unterschiede zu konzentrieren, könne ein hilfreicher Schritt in der interkulturellen Arbeit sein, so Julia Cholewa.
Im Anschluss an den Fachvortrag nutzten die zahlreichen Teilnehmenden aus verschiedensten Fachrichtungen, aus der Bildung und Betreuung, aus Ämtern und Beratungsstellen sowie Ehrenamt, die Gelegenheit zum Austausch von Erfahrungen und Herausforderungen. In der sozialen Arbeit sei es wichtig, sich zielorientiert auf das Anliegen selbst zu konzentrieren und dabei zu versuchen, seine Schubladen zuzulassen. „Schubladen helfen zwar grundlegend, indem sie Orientierung bieten. Sie müssen aber permanent geöffnet und sortiert werden. Sonst kommt man in Gefahr, Kategorien zu bilden“, so Rudi Mühlhans. Oft sei die Krux, gerade im behördlichen Zusammenhang, dass begrenzte Zeit und sprachliche Barrieren den Blick „hinter die Kulisse“ erschwerten. Wichtig sei es, Verständnis zu fördern und unterschiedliche Hintergründe kennenzulernen, denn „Angst rührt von Nicht-Wissen“. Wer das Fremde genießt und mit Anderen ins Gespräch kommt, könne mögliche Distanzen schnell abbauen.
Beim Fazit waren sich schließlich alle Teilnehmenden einig: „Man muss allen mit einer Herzenshaltung, mit Achtung und Respekt begegnen“. Dies gelinge vor allem dadurch, immer wieder innezuhalten und sich selbst und seine Rolle zu reflektieren.
Wir danken Allen für den erkenntnisreichen Austausch und freuen uns auf das nächste Forum im Frühjahr 2023!