Am Freitag, 7. Juli veranstaltete Integration aktiv gemeinsam mit Bürgermeister Michael Müller ein Planspiel zum Thema Flucht und Asyl am Geretsrieder Gymnasium.
Im Juli wird jährlich der Flaggentag von „Mayors for Peace“ gefeiert, einem weltweiten Städtenetzwerk von Bürgermeistern, die sich für Frieden einsetzen – allein in Deutschland nehmen ca. 500 Städte mit verschiedenen Aktionen teil. Die Koordinationsstelle Integration aktiv beteiligt sich seit vielen Jahren mit verschiedenen Projekten an der Friedensaktion, so auch in diesem Jahr. Geretsried als Vertriebenenstadt beschäftigt sich seit jeher mit den Themen Flucht und Asyl, vor allem auch in den aktuellen Zeiten.
Im Planspiel erarbeiteten sich die Schülerinnen und Schüler anhand von verschiedenen Stationen, vor welchen Herausforderungen und Gefahren flüchtende Menschen stehen. Sie bekamen Rollen zugeteilt und konnten sich 5 Gegenstände wie Wasser, Pässe, Erinnerungen, Geld, Medikamente, Zeugnisse aussuchen. Die Rollen unterschieden sich nicht nur im Geschlecht und Alter, sondern auch in der Familiengeschichte, Beruf und körperlichen Beeinträchtigungen – alles, was auch in der Realität einen Einfluss auf die jeweilige Flucht hat.
Im Laufe des Planspiels, das vom Herkunftsland über verschiedene Stationen wie Grenzen und das Mittelmeer bis hin zum Aufnahmestaat führt, mussten die Teilnehmenden dann Gegenstände abgeben und schwierige Entscheidungen treffen. Dabei kamen sie zur Erkenntnis, dass vor allem Zufall und Willkür über ihr Schicksal entscheiden und eine Flucht mit vielen Verlusten einhergeht, nicht nur im praktischen Sinne, sondern vor allem auch ein Verlust der eigenen Identität im Laufe der Integration.
Abgeschlossen wurde die Aktion mit einer Identitätsübung, bei der die einzelnen Schüler*innen sich zuerst jeweils 8 Werte, Fähigkeiten und wichtige Tätigkeiten überlegten, die sie individuell ausmachen. Auf einer anschließenden Lesereise mussten sie an unterschiedlichen Stationen eines Integrationsprozesses entweder vorher notierte Gewohnheiten, Werte, den Gebrauch der eigenen Sprache etc. abgeben, um sich erfolgreich zu integrieren, oder sich entscheiden, zugunsten der Beständigkeit nicht besser integriert sein zu können.
Die Schülerinnen und Schüler kamen in der abschließenden Diskussion zu dem Schluss, dass man natürlich keine echte Flucht durch ein fiktives Spiel nachempfinden kann – dennoch konnten sie sich einen Eindruck verschaffen, wie schwer und traumatisierend eine Flucht ist und welche Faktoren auch zufällig einen Einfluss auf das Überstehen haben können. "Man fühlt sich hilflos", sagt eine Schülerin in der Reflexion, „da man einer Situation ausgesetzt ist, wo man keine Ahnung hat, wie man reagieren soll“.
Was Integration für die Klasse selbst bedeutet, sowohl im Rückblick auf das Planspiel als auch im selbst erlebten Alltag? "Die Leute aufzunehmen, ohne ihnen ihre Persönlichkeit zu nehmen."